Es lebte einmal in Travnik (Bosnien und Herzegowina) eine Mutti namens Esrefa und ein Papa namens Salko. Am 08.03.1950 bekamen sie ein Baby und nannten es Seid. Sein Spitzname, Vajta, bekam es viel, viel später, erst als Garry Cooper mit seinen Erlebnissen als Captain Wyatt in einem Film von Raoul Walsch bekannt wurde. Seine Tanten haben ihm erzählt, dass seine Mutter ihn allein zu Welt gebracht habe. Als er weinte, badete sie ihn, legte ihn in die Wiege und erledigte die noch ausstehenden Hausarbeiten. Ja, da doch klein Seid nun da war, musste doch alles super mega sauber zu Hause sein, und da er still in seiner Wiege lag, machte sie das Fenster auf, schrubbte nochmals den Boden und machte das Abendessen für ihren Mann, den sie von der Arbeit zurück erwartete, fertig.

Vajta war ein Kind mit einer lauten Stimme, die er, wenn er es wünschte, es klingen ließ, so dass keiner mehr die Ruhe der Nacht genießen konnte. So fragte sich die ganze Familie, nach wem wohl dieses Kind komme, da es in der Familie keinen Opersänger gab. Und man war sich sicher, dass dieses Kind mit der lauten Stimme wohl mal ein solcher werden würde...Seine Tante Sefika, die nur ein paar Jahre älter als Vajta ist, und die auf ihm aufgepasste als die Mutter gearbeitet hat, hatte enorme Angst von Vajta. Erst neulich erzählte ihr ihre Mutter eine Geschichte von Werwölfen, und sie stellte sich vor, dass diese genau so aussahen wie der Kleine: Körper bedeckt mit dunklen Härchen, und sie haben geschrien, geschrien und geschrien. Was wenn der Vollmond am Himmel ist??? Sie hatte so große Angst, dass sie ihm nicht näher kommen wollte und passte auf jede seiner Bewegungen auf. Was wenn...

 

 

Als Vajta klein war, hatte er viele Kameraden zu Hause zum Spielen. Seine Schwestern Senada und Seherzada-Djudja und auch seine Brüder Mirsad-Bistra und Senad-Puki waren jünger als er, und es war sehr interessant zu Hause. Er musste nicht mehr in die Nachbarschaft gehen um sich mit Kindern zu unterhalten. Aber, als er groß genug war, musste er neben dem Spielen mit den Geschwistern, auch auf sie aufpassen. Als er mit anderen Kindern Fußball spielen wollte, musste er Puki mitnehmen. An Ideen hat Vajta jedoch nie gefehlt: um Puki nicht aus der Sicht zu verliehen, brachte ihm Vajta bei, sich so an seine Brust zu klammern , dass er nicht hinunter fällt. So musste er auf das Fußballspiel nicht verzichten, und konnte es mit seinem Koala-Puki gemeinsam spielen. Und zwar sehr gut sogar. Heutzutage würde man das Training mit Lasten nennen.

 

 

 

Die Lehrer von Vajta´s Hauptschule Dusan Kosutic, Travnik, können nicht den guten Schüler Vajta loben. In der Schule war es irgendwie langweilig, und draußen, im Hof, gab es so viele Sachen, die man stattdessen hätte erledigen können. Vajta musste sich beispielsweise als Häuptling erst einmal um seinen Stamm kümmern; er musste ständig auf dem neuesten sein und musste immer wieder neue Ideen entwickeln und Tate begehen, um sich den Platz des Häuptlings zu sichern. Um die Konkurrenz weg zu schaffen, egal ob diese aus der Familie stammte, oder nicht - entwickelte Vajta immer gute Ideen. So hat er zum Beispiel seinen Bruder Puki Schmutziger Fuß genannt. Dieser konnte mit einem solch Namen nie Krieger eines hohen Ranges werden. Der arme Puki konnte nächtelang nicht schlafen, bat Vajta umsonst, er möge doch seinen Namen ändern - aber vergebens. Der große Häuptling hatte gesprochen. Hugh! Von seinen tapferen Kriegern Bozana-Beki und Fazlija wird er auch heute noch Häuptling genannt.

 

Zu der Zeit kam das Nachspielen der Abenteuer des Captain Wyatt´s in Mode. Dieses neue Rollen-Spiel nahm den Platz des Indianerspielens ein, und so bekam der große Häuptling über Nacht einen neuen Namen - Vajta.

 

 

Mit dem frühen Tod seines Vaters starb auch Vajta´s spielerische Kindheit im Alter von 13 Jahren ein Ende, so dass ihm sehr früh die Härte des Lebens gezeigt wurde. Er musste die Rolle des Vaters übernehmen und einer Arbeit nachgehen. So war er als Lehrling bei Meister Mustafa in Trnopolje nahe Prijedor beschäftigt, wo er Gipsfiguren anfertigte.

 

 

 

Da Trnopolje weit vom Heim war, vermisste er seine Familie und Freunde. Seine Tante Sefika rettete ihn aus den Händen des Meisters, und er fand eine Stelle in der Fabrik Borac in seinem Heimatort. Er lernte tüchtig und arbeitete fleißig und bestand seine Schneiderprüfung.

Fertig mit der Arbeit in der Fabrik, konnte er kaum erwarten, nach Hause zu kommen, um sich die Hits vom Radio anzuhören. Wenn er diese hörte, klopfte sein Herz schneller und er wusste es: er wird Sänger.

 

 

Die erste Band in der er gesungen hat hieß Veseli akordi (Fröhliche Akkorde). Vajta wartete immer wieder die ganze Woche mit Eifer auf das Herankommen der Freitagabende, an denen es Auftritte gab... Singend die Songs von den The Troggs, The Monkeys, The Spencer Davis Band, träumend darüber, wie man die eine oder andere Schallplatte bekommen könnte, lebte Vajta für Freitag- und Samstagabende, an denen er in schlecht durchgelüfteten Räumen auftrat. Was es nun vom Gefühl war, und wie stolz die Bandmitglieder waren, als man die fragte ob die den Hit vom Radio Luxemburg, der vor einem Tag neu erschien, spielen konnten. Ja, klar, nickten sie mit Veracht, als wäre es selbstverständlich, und fangen an zu spielen.

 

 

 

Eines Tages kam ihm die Erleuchtehrung: ja, er wird seine Familie unterstützen können und er wird viele Schallplatten kaufen können - oh, man, wie wäre er nicht auf die Idee früher gekommen. Ja - er wird zu seinen Onkeln Adem und Camil nach Österreich, nach Innsbruck gehen, dort gibt es Arbeit, und - wo es Arbeit gibt, gibt es Geld. Wo es Geld gibt, gibt es Schallplatten! Und wer in Travnik die besten Schallplatten hat, ist wieder Häuptling Nummer 1!

Gesagt - getan! Mit Herzen voll von Enthusiasmus und Neugier, machte er sich auf den Weg nach Innsbruck. Als er da kam, fand er ganz schnell eine Arbeit in der Fabrik Schmiedel in Hall in Tirol. Dort schloss er Ausbildung zum Gießer. Als das ersparte Geld für die Familie reichte, und als der Koffer voll mit best ausgewählten Schallplatten war, war auch die Zeit für seine Rückkehr reif.

 

 

 

Nach seiner Rückkehr in seinen Heimatort stellte Vajta zusammen mit seinem Kumpel Fejso Schmuck und Bijouterie her und verkaufte diese. Da hat Hippie-Outlook den Indianer-Outlook versetzt. Vajta und Fejso waren mit selbstgefertigten Klamotten so geschmacksvoll designiert und gestyled, dass jeder der sich für wichtig gehalten hat, musste nach Travnik kommen, und wenigstens ein paar Wörte mit Fejso und Vajta auszutauschen und deren Look kopieren. Als seine Liebe zur Musik seine Liebe zum Design überwältigte, hat Vajta seinen ganzen Laden - der aus einer Hippie-Tischdecke und vielen Schmuckstücken und Werkzeug bestand - an Dedan verkauft, der auch heute sein Geschäft - Dedan´s Jewels Corporation in Vrsar (Kroatien) hat.

 

 

 

Vedad Hadziavdic und Gabor Lendjel, zu der Zeit als ausgezeichnete Musiker bekannt, haben sich auf den Weg nach Travnik gemacht, um Vajta zu überzeugen, nach Sarajevo zu kommen. So kommt Vajta nach Sarajevo und anfängt zu singen bei der Band Teska industrija (Schwere Industrie). Damit hat ein schwieriges, aber süßes Leben des Künstlers angefangen: Laufen in nassen und vom Schneesalz angegriffenen Stiefeln, Übernachtungen in Studentenheimen als blinder Passagier, Besuche von Ausstellungen, Üben in kleinen feuchten Räumen, in denen man nur darauf gewartet hat, dass die Vermieterin auf den Markt geht, damit die Luft fürs laute Musizieren frei war, Lesen der Weltliteratur - endlose Gespräche und Schmieden der Pläne mit den Bandmitgliedern, Stromausfall wegen unbezahlten Rechnungen - das Leben an der Grenze - und - endlich Durchbruch und Erfolg!

 

 

 

Vajta betrachtet das Jahr 1973 als Anfang seiner professionellen Musikkariere. Die erste Single-Schallplatte U.F.O. / Karavan (1975) kommt auf die Top-Listen. Vajta und seine Teska industrija Rock-Musiker erleben den Durchbruch aus der Anonymität, werden auf der Straße zu bekannten Gesichtern. Es fängt an mit Interviews, Fernsehshows und Touren. Ein Erfolg nach dem anderen. Vajta verlässt die Band und startet seine Solokarriere. Er arbeitet zusammen mit Komponisten und Textern - u.a. mit Ranko Boban , Rusmir Agacevic, Dusko Trifunovic, Kornelije-Bata Kovac, Narcis Vucina. Es folgen erste Preise bei den Festivalen, Auftritt beim Grand Prix de Eurovision, erster Platz bei den Top-Listen in Portugal, Silber-, Gold- und Platinschallplatten, volle Konzerthallen Tivoli in Ljubljana (Slowenien), Sava Centar in Belgrad (Serbien), Dom sindikata in Belgrad, Zagreb (Kroatien), Skopje (Mazedonien), Pristina (Kosovo); Touren in Europa, Kanada, Amerika, Australien. In seiner bisherigen Karriere hat Vajta ca. 150 Songs aufgenommen und ca. 4.000.000 Tonträger verkauft (in ehemaligen Jugoslawien zu der Zeit gab es ca. 18.000.000 Bewohner). (siehe: diskografie, festivals, bezeichnungen)

 

 

 

Neben der Musik Vajta spielt schau in Kinder-Fernseher-Sendungen, im Theater und Film. Die Kindersendung Nedjeljni zabavnik (Sonntags Kindermatinee) vom Regisseur Peter Byford wurde als die beste Europäische Kindersendung in den 80-gern auf dem Kinderfilmfestival in Bratislava (Tschechoslowakai) ausgezeichnet.

 

 

 

Seit dem Anfang des Krieges in Bosnien und Herzegowina Vajta widmet sich den Armen und Bedrohten und gibt Benefizkonzerte. Die Kriegszeit ist dabei für ihn keine Zeit persönlicher Promotion oder persönlicher Gewinne. 1996 nahm Vajta die Kassette mit dem Titel Od Kulina-bana do Vajtinih dana (Von Kulin-Ban bis zu Vajta´s Zeiten) auf, die er seinem Heimatland gewidmet hat. Darauf ist u.a. auch einer der schönsten Songs über Bosnien - Bosanska (Bosnisches Lied) zu hören.

 

 

 

Seit 1994 lebt Vajta mit seiner kleinen Familie in Hamburg. Wenn Ihr Wunsch wäre, ihn in Ihrer Stadt auf einem Konzert begrüßen zu dürfen, melden Sie sich nun!

 

 

 

Im März 2001 nahm Vajta zwei Songs Na te mislim (Ich denke an dich) und Od Sarajeva do Banja Luke (Von Sarajevo bis nach Banja-Luka) in Kopenhagen auf, als sein Beitrag für das humanitäre Projekt Mali princ (Der kleine Prinz) des Autors Davor Mucic. Der ganze Gewinn von diesem Projekt wurde dem Projekt zur Unterstützung der Weisenkinder (Unicef Kopenhagen) auf dem Balkan geschenkt.

 

  Mit dem selben Enthusiasmus und der Kraft wie vor 30 Jahren plant Vajta seine neue CD-Platte aufzunehmen. Und danach, was danach noch alles kommt... Was danach noch von ihm zu erwarten ist, bleibt zur Zeit ein kleines Geheimnis...